TONSPUR IN BERLIN
Klangarbeiten auf dem Schloßplatz zu Berlin
Ein Projekt von Georg Weckwerth und Peter Szely


TONSPUR 55
TIMM ULRICHS [D]
Einigkeit und Recht und Freiheit / Auferstanden aus Ruinen
Ein musikalisches Wechselspiel, 2012
8-Kanal-Installation
Länge endlos
Realisation: Daisuke Ishida & Thomas Wochnik

 


24.09.12–10.12.12
Schloßplatz Berlin/Mitte
Banklinie zwischen Berliner Dom und Hochschule für
Musik Hanns Eisler [nahe der Humboldt-Box]
Täglich 08–22h
Eröffnung: So 23.09.12, 11.30h
Einleitende Worte:
Georg Weckwerth [Künstlerischer Leiter TONSPUR]
Timm Ulrichs [Künstler]


TONSPUR IN VIENNA
TONSPUR_TRIBUTE TO JOHN CAGE
TONSPUR_LISTEN TO YOUR CITY—LISTENING TO ART







EINIGKEIT UND RECHT UND FREIHEIT /
AUFERSTANDEN AUS RUINEN
EIN MUSIKALISCHES WECHSELSPIEL
Auf historisch kontaminiertem Boden – dem Terrain des zerstörten und zum Wiederaufbau bestimmten preußischen Schlosses, aber auch des gleichfalls geschliffenen „Palastes der Republik“ der ebenso untergegangenen DDR – und somit gewissermaßen dem Genius loci huldigend, treten die beiden einst rivalisierend-konkurrierenden deutschen Teilstaaten, die Bundesrepublik Deutschland (BRD) der drei Westzonen („Trizonesien“) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) der sog. „Ostzone“ noch einmal zu einem akustisch-musikalischen Wettkampf der Systeme an: Dem Publikum in der Mitte der (durch einen roten Punkt markierten) „TONSPUR“, die auf rund einhundert Metern mit 8 Lautsprechern die Wegführung vorgibt, nähert sich (mit Blick auf die Tonquellen) von rechts „Das Lied der Deutschen“ (Text: Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1841 / Melodie: Joseph Haydns „Gott erhalte Franz, den Kaiser“, 1796/97), die Nationalhymne der Weimarer Republik und des Nazireichs von 1922 bis 1945 und von 1952 bis heute das „Deutschlandlied“ der BRD; es passiert den Zuhörer und klingt links aus. Von dort kommt, denselben Weg, die gleiche Einbahnstraße beschreibend, die von 1949 bis 1990 gültige DDR-Hymne (Text: Johannes R. Becher / Melodie: Hanns Eisler).
Diese staatstragenden Symbole präsentieren sich aber nicht in ihrer üblichen langweiligen, schwerfälligen Verfassung, sondern machen Tempo (100 km/h), indem sie die berühmte „Berliner Luft“ als formbares Medium nutzen, das wie viskos erscheint und die Melodien staucht und dehnt gemäß dem „Doppler-Effekt“, den der österreichische Mathematiker und Physiker Christian Doppler 1842 (in seiner Abhandlung „Über das farbige Licht der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne des Himmels“) erstmals beschrieben hat. Man kennt den akustischen Doppler-Effekt allgemein von pfeifenden Eisenbahnen und den Sirenen von Polizei- und Krankenwagen: Nähern sie sich, hört man höhere Töne, als wenn sie sich entfernen. Es zeigt sich bzw. man hört: Je nach Standpunkt und je nach persönlicher Erfahrung und Geschichte wird aus dem akustischen Wechselspiel auch ein Wechselbad der Gefühle.

Timm Ulrichs, September 2012

„Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“
Text, Musik und Gesang von Karl Berbuer (1948)
Mit „Trizonesien“ sind die drei westlichen Besatzungszonen
von Berlin gemeint. Das Lied war damals Schlager des Jahres.

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BIOGRAPHIE
Timm Ulrichs, geboren 1940 in Berlin, lebt und arbeitet in Hannover, Münster und Berlin.
wikipedia.org










Bundeskanzleramt Kunst


TONSPUR 55
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Georg Weckwerth, September 2012